Was die Zukunft alles bringt
Sehr geehrte/r Frau/Herr,
es hat zu viele Schwächen, um ernsthaft als Kommunikationsmittel in Betracht gezogen zu werden – dieser Satz aus dem 19. Jahrhundert stammt von William Orton, Präsident des damaligen Telegrafie-Giganten Western Union. Es ging um das Telefon, genauer gesagt um die Übernahme von Graham Bells Firma, die Orton ablehnte. Es ist halt schwer, verlässliche Aussagen über die Zukunft zu tätigen.
Was aus dem Telefon geworden ist, kann man heute betrachten. Seine Infrastruktur ist nicht selten Bestandteil unseres Newsletters. Wir müssen nun allerdings sagen: war nicht selten Bestandteil unseres Newsletters, denn die 136. ist die vorerst letzte Ausgabe von MediaLABcom. Unser Herausgeber Heinz-Peter Labonte zieht sich zurück.
Über mehr als 13 Jahre haben wir von Ihnen Wertschätzung, Lob und Kritik erfahren. Wir konnten zwanglos über aktuelle Themen aus der Telekommunikation, dem Rundfunk und der Medienpolitik berichten. Aus unserer Sicht war MediaLABcom eine einzigartige Plattform – eben die etwas andere Medienbetrachtung und wir hoffen, dass wir etwas Erhellendes und Erheiterndes beisteuern konnten.
Das gilt natürlich auch für diese Ausgabe, in der wir uns eines der derzeit heißtesten Themen annehmen: der Kupfer-Glas-Migration. Für die einen ist die Abschaltung der Kupfernetze überlebenswichtig, für die anderen so etwas wie eine Zwangsenteignung – und wiederum andere fragen sich, ob damit auch die Kupferkabelnetze gemeint sind.
Wenn etwas endet, bricht die Zeit für etwas Neues an. Nachdem die Deutsche Telekom den Mitgliedsantrag im Bundesverband Glasfaseranschluss (BUGLAS) unterschrieben hat, wird sich im nächsten Jahr zeigen, wohin sich der Verband entwickelt. Auf dem Jahreskongress Anfang Dezember 2024 haben Telekom-Deutschland-Chef Srini Gopalan und Thilo Höllen, verantwortlich für Breitbandkooperationen bei der Telekom, erklärt, warum sie dem BUGLAS beigetreten sind.
Im Interview werfen wir mit Deloitte-Direktorin Sophie Pastowski einen Blick hinter die Zahlen des aktuellen Media Consumer Survey zur Nutzung des linearen Fernsehens und non-linearer Streaming-Angebote. Die Studie, besser: ihr Untersuchungsgegenstand, ist ein weiterer Beleg dafür, wie schwer es ist, Aussagen über die Zukunft zu treffen. Immerhin behauptete Darryl Zanuck, einer der führenden Köpfe von 20th Century Fox, 1946, dass es die Menschen bald leid seien, auf eine Sperrholzkiste zu starren – und er meinte sicherlich nicht Form und Material des Fernsehers. Und, wer weiß, vielleicht gibt es für MediaLABcom auch eine Zukunft – in welcher Form auch immer.
Kurzmeldungen runden unsere letzte Ausgabe ab. Wir wünschen Ihnen eine angenehme Lektüre, ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Bleiben Sie gesund.
Heinz-Peter Labonte, Herausgeber
Marc Hankmann, Redaktionsleiter
Dr. Jörn Krieger, Redakteur
Ausgabe 136 • Januar 2025
Inhalt
„Niemand darf sich mehr auf Sender- und Anbietertreue verlassen“: Deloitte-Expertin Sophie Pastowski über die Entwicklung von Fernsehen und Streaming
Marc Hankmann
Der Media Consumer Survey 2024 räumt mit dem Vorurteil auf, junge Menschen würden kein lineares Fernsehen mehr schauen. Und auch sonst lieben die Deutschen das klassische TV, wenngleich das Wachstum im Streaming stattfindet – obwohl auch hier eine Sättigung zu erkennen ist. Wie all das zusammenpasst, erklärt Sophie Pastowski, Director bei Deloitte und Mit-Autorin der Studie.
Von Kupfer zu Glas: Abschlussbericht offenbart zahlreiche Baustellen
Marc Hankmann
Bislang wird die Diskussion um die Migration von Kupfer- auf Glasfasernetze zwischen der Befürchtung, die Deutsche Telekom könne ihre Vormachtstellung aus dem DSL- in den Glasfasermarkt übertragen und dem Vorwurf der Telekom, die Wettbewerber forcierten eine Zwangsabschaltung, geführt. Der Abschlussbericht der Bundesnetzagentur (BNetzA) zum Pilotprojekt für eine Kupfer-Glas-Migration geht in medias res und zeigt, wo die Schwierigkeiten liegen.
Sinneswandel in Niederkassel – warum die Telekom im BUGLAS ist
Marc Hankmann
„Wir haben unser Mindset geändert“, sagte Srini Gopalan auf der Jahrestagung des Bundesverbands Glasfaseranschluss (BUGLAS) Anfang Dezember 2024 in Niederkassel südlich von Köln (oder nördlich von Bonn). Der Telekom-Deutschland-Chef verdeutlichte zusammen mit seinem Verantwortlichen für Breitbandkooperationen, Thilo Höllen, was das bedeutet und warum die Telekom nun BUGLAS-Mitglied ist.
Zerstört ein Gesetz eine über vierzig Jahre alte Branche? Die Folgen der Sammelinkasso-Abschaffung für Kabelnetzbetreiber und TV-Sender
Michael Kayser
1982 hat das damalige Bundespostministerium unter Leitung von Christian Schwarz-Schilling die erste Ausschreibung für technische Geräte zum Bau von Kabelnetzen gestartet. Damit war der Grundstein für Netze zur Radio- und TV-Verbreitung gelegt, die dann bald auch von privaten Unternehmen betrieben wurden. Nun ist seit Jahresmitte 2024 die Kabelbranche in Gefahr, nicht mehr wirtschaftlich arbeiten zu können. Der Versuch einer neutralen Betrachtung.
Adiuva Capital übernimmt LABcom-Beteiligung an Lausitzer Mediengruppe
Dr. Jörn Krieger
Die LABcom GmbH hat ihre 50-Prozent-Beteiligung an der Lausitzer Mediengruppe an eine Beteiligungsgesellschaft von Adiuva Capital verkauft. Die N-com GmbH bringt gleichzeitig ihre 50-Prozent-Beteiligung an der Lausitzer Mediengruppe ein, verbunden mit einer Rückbeteiligung an der Adiuva-Beteiligungsgesellschaft. Die Frankfurter Wirtschaftskanzlei Schalast beriet LABcom und N-com bei den Transaktionen.
Medien im Visier – der Podcast von MediaLABcom
Danilo Höpfner
58 Cent: Zankapfel Rundfunkbeitrag
In diesem Jahr haben uns bei MediaLABcom drei große Medienthemen immer wieder beschäftigt: die Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, der stockende Glasfaserausbau und das Ende des Sammelinkassos. Heute blicken wir auf diese Themen zurück und sprechen mit Marc Hankmann und Jörn Krieger, Redakteure des Fachdienstes MediaLABcom darüber, was geschehen ist, und wie es damit weitergeht.
Kurzmeldungen
Dr. Jörn Krieger
TV-Absatz bleibt stabil in Deutschland
Der Absatz von Fernsehern ist in Deutschland in den ersten drei Quartalen 2024 mit 2,94 Millionen verkauften Geräten gegenüber dem Vorjahreszeitraum (2,92 Millionen) nahezu gleichgeblieben. Nach einem schwachen ersten und einem guten zweiten Quartal, das durch die Fußball-EM und die Olympischen Spiele beflügelt wurde, lag der Absatz im dritten Quartal 2024 auf dem Niveau des Vorjahreszeitraums.
„Niemand darf sich mehr auf Sender- und Anbietertreue verlassen“: Deloitte-Expertin Sophie Pastowski über die Entwicklung von Fernsehen und Streaming
Marc Hankmann
Der Media Consumer Survey 2024 räumt mit dem Vorurteil auf, junge Menschen würden kein lineares Fernsehen mehr schauen. Und auch sonst lieben die Deutschen das klassische TV, wenngleich das Wachstum im Streaming stattfindet – obwohl auch hier eine Sättigung zu erkennen ist. Wie all das zusammenpasst, erklärt Sophie Pastowski, Director bei Deloitte und Mit-Autorin der Studie.
MediaLABcom: Frau Pastowski, „das Fernsehen ist tot – lang lebe das Fernsehen“ lautet der Untertitel des Media Consumer Survey 2024 von Deloitte. Wie geht es dem Fernsehen denn heutzutage?
Sophie Pastowski: Dem Fernsehen geht es besser als von vielen gedacht. Denn weiterhin schauen 81 Prozent der Deutschen überwiegend, also mehr als die Hälfte ihrer Bildschirmzeit, lineares TV. Das klassische Fernsehen ist also trotz zunehmender Konkurrenz durch Streaming-Angebote ein enorm resilientes Medium.
MediaLABcom: Laut Ihrer Studie haben zudem 82 Prozent der Deutschen ihren Fernseher mit dem Internet verbunden. Ohne online scheint es für den Großteil also nicht mehr zu gehen – kann man das so sagen?
Sophie Pastowski: Absolut. Die nachhaltige Stärke des Fernsehens bedeutet keinesfalls, dass Streaming nicht weiter an Bedeutung gewinnt. Tatsächlich werden alle nicht-linearen Angebote stärker genutzt als vor einem Jahr. Und dieser Trend wird sich absehbar fortsetzen. Wir dürfen davon ausgehen, dass Linear und Non-Linear in den nächsten Jahren koexistieren werden.
MediaLABcom: Welchen Charme hat das klassische lineare Fernsehen für die Deutschen?
Sophie Pastowski: Die Zuschauer schätzen den Live-Charakter, insbesondere bei großen Events wie zuletzt der Fußball-Europameisterschaft oder den Olympischen Spielen. Und sie nutzen das Fernsehen gerne als „Nebenbei-Medium“, welches man einfach einschaltet und im Hintergrund laufen lässt.
MediaLABcom: Dennoch findet das Wachstum im non-linearen Videokonsum statt. Wo genau?
Sophie Pastowski: Was die Nutzungsintensität angeht, zählen SVoD-Dienste zu den großen Gewinnern. 47 Prozent der Befragten schauen nach eigenen Angaben häufiger Netflix und Co. als noch vor zwölf Monaten. Auch der Konsum von Reels, also kurzen Videos auf Social-Media-Plattformen, ist zuletzt deutlich gestiegen.
MediaLABcom: Obwohl die Nutzungsintensität zunimmt, stagniert die Zahl der Abonnements laut Media Consumer Survey. Wie viele Abos hat ein deutscher Haushalt im Schnitt, was zahlt er dafür und wo liegt seine Schmerzgrenze?
Sophie Pastowski: Tatsächlich hat die SVoD-Verbreitung nach dem Boom der Coronajahre inzwischen ein Plateau erreicht. 64 Prozent der Haushalte in Deutschland haben Zugriff auf mindestens ein Abo, ebenso viele wie im Vorjahr. Im Schnitt sind dort 2,5 Abonnements vorhanden. Dass deren Preise oft bei kaum mehr als zehn Euro liegen, macht sicherlich auch einen Teil ihres Erfolges aus.
MediaLABcom: Teuer wird es dann, wenn Fußball-Fans alle Spiele der Bundesligen und der europäischen Wettbewerbe sehen wollen. Wie sieht es hier mit der Zahlungsbereitschaft aus?
Sophie Pastowski: Die Studienergebnisse zeigen, dass sehr viele Zuschauer grundsätzlich zahlungsbereit für Live-Sport-Abos sind. Diese Zahlungsbereitschaft hat jedoch Grenzen. Mehr als 30 Euro in Summe würden nach eigenen Angaben nur 15 Prozent der Befragten ausgeben. Die Preisgestaltung ist also ein ganz zentraler Faktor für den Erfolg solcher Angebote.
MediaLABcom: Obwohl der SVoD-Markt stagniert, soll 2026 der Streaming-Dienst Max in Deutschland starten. Ist der Markt dann nicht längst gesättigt?
Sophie Pastowski: Der Erfolg der einzelnen Akteure hängt natürlich ganz wesentlich von der Attraktivität der jeweiligen Inhalte ab. Wir sagen in unseren TMT Predictions aber auch voraus, dass 2025 weltweit das Bündeln von Abos an Bedeutung gewinnen wird. Durch die zunehmende Aggregation sinkt dann die Gesamtzahl der Einzelabonnements. Aufgrund von Preiserhöhungen und erschwerter Passwortweitergabe könnten die Umsätze aber sogar weiter steigen.
MediaLABcom: Wie reagieren die Nutzer auf die steigende Angebotsvielfalt?
Sophie Pastowski: Viele nutzen gar nicht so viele Abos parallel, sondern schließen diese nur für eine begrenzte Zeit ab – etwa um eine bestimmte Serie oder Staffel zu sehen. Besonders in den jüngeren Segmenten ist das regelmäßige Kündigen und Neuabschließen verbreitet, Ältere sind dagegen loyaler.
MediaLABcom: Die Aussage, dass gerade junge Nutzer nicht mehr lineares Fernsehen schauen, würde wohl jeder unterschreiben. Ihre Studie kommt da zu etwas anderen Schlüssen. Welche sind das und wo liegen die Ursachen dafür?
Sophie Pastowski: Unsere Studienergebnisse zeigen, dass Live-Sport für junge Zuschauer einen sehr hohen Stellenwert hat. Und solche Übertragungen sind eindeutig die Domäne des linearen Fernsehens. Hinzu kommt, dass viele sehr junge Mediennutzer nicht über die Budgets für Bezahlabonnements verfügen.
MediaLABcom: Wenn man sich anschaut, wie digitale Disruptionen andere Branchen verändert haben – mit teils hohen „Verlusten“, Stichwort Kodak und Nokia – stellt sich die Frage, ob solche Auswirkungen noch auf den TV-Markt bzw. auf die etablierten Anbieter linearen Fernsehens zukommen.
Sophie Pastowski: Ich glaube, die Broadcaster sind gut vorbereitet und halten inzwischen attraktive Streaming-Angebote bereit. Das zeigt beispielsweise der Erfolg der öffentlich-rechtlichen Mediatheken. Und auch die privaten Sender haben zuletzt konsequent in ihre nicht-linearen Offerings investiert.
MediaLABcom: Wie wird sich denn der Markt für lineares und non-lineares Fernsehen und Video weiterentwickeln? Werden Anbieter verschwinden? Wird es mehr werbefinanzierte Angebote, AVoD und Free Ad-Supported Streaming TV (FAST) geben?
Sophie Pastowski: Das Stichwort lautet auch hier Koexistenz. Das gilt nicht nur für Linear und Non-Linear, sondern auch für die unterschiedlichen Bezahlkonzepte. Werbefinanzierte Dienste werden sicher ihren Platz finden und dazu führen, dass alle Mediennutzer passgenaue Angebote vorfinden. Das Marktumfeld ist sehr dynamisch, also ja, es werden neue hinzukommen und ebenso andere verschwinden.
MediaLABcom: Bei Anbietern wie Netflix ist bekannt, dass sie Nutzungsdaten auswerten, um neue Inhalte zu kreieren. Da liegt der Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) nahe. Dem bringen die Nutzer aber eine gehörige Portion Skepsis entgegen. Warum?
Sophie Pastowski: Die KI ist für viele Mediennutzer nach wie vor eine recht neue Technologie, deren Wirkweise nicht vollumfänglich verstanden wird. Fehlendes Verständnis führt oft zu Ablehnung. Dennoch ist Künstliche Intelligenz auch aus dem Bewegtbildkontext nicht mehr wegzudenken. Anbieter müssen am Ball bleiben, Nutzer aufklären und den Einsatz von KI transparent kommunizieren.
MediaLABcom: Was empfehlen Sie Medienunternehmen im Kampf um die Aufmerksamkeit des Nutzers?
Sophie Pastowski: Aufmerksamkeit gewinnt man in erster Linie über attraktive Inhalte, heute mehr noch als in der Vergangenheit. Denn Mediennutzer haben zunehmend Alternativen und nutzen diese auch. Niemand darf sich mehr auf Sender- und Anbietertreue verlassen, stattdessen muss der Fokus klar auf zielgruppenspezifischem Content liegen.
MediaLABcom: Vielen Dank für das Gespräch.
Von Kupfer zu Glas: Abschlussbericht offenbart zahlreiche Baustellen
Marc Hankmann
Bislang wird die Diskussion um die Migration von Kupfer- auf Glasfasernetze zwischen der Befürchtung, die Deutsche Telekom könne ihre Vormachtstellung aus dem DSL- in den Glasfasermarkt übertragen und dem Vorwurf der Telekom, die Wettbewerber forcierten eine Zwangsabschaltung, geführt. Der Abschlussbericht der Bundesnetzagentur (BNetzA) zum Pilotprojekt für eine Kupfer-Glas-Migration geht in medias res und zeigt, wo die Schwierigkeiten liegen.
Die größten Herausforderungen im Rahmen der Migration des Kupfernetzes der Telekom auf Glasfaser sind: der Gebäudezugang für den FTTH-Ausbau, speziell die Entwicklung von Lösungen, wenn Eigentümer den Zugang verweigern, sowie der Wechsel der Retail- und Wholesale-Kunden auf ein FTTH-Produkt. Das ist aber nur die Spitze des Eisbergs.
Soft- und forcierte Migration
Zwischen Februar und August 2024 wurden in Wiesbaden und Bad Salzungen drei Migrationsszenarien für den Massenmarkt getestet. In der hessischen Landeshauptstadt wurde im Stadtteil Biebrich der Zugang zu Mehrfamilienhäusern in dichter Besiedlung getestet (Wiesbaden 1). Im Fokus stand die Frage, wie Gebäudeeigentümer für den FTTH-Ausbau motiviert werden können. Fast drei Viertel (73 Prozent) der Mehrfamilienhäuser, die sich im Besitz zweier Wohnungsunternehmen befinden, sind Homes Passed.
Auch das zweite Pilotgebiete befand sich in Biebrich (Wiesbaden 2). Hier wurde allerdings auf einen Mix aus Ein-, Zwei- und Mehrfamilienhäusern geachtet, wenngleich die meisten Wohneinheiten in Mehrfamilienhäusern liegen. Von den fünf Carriern hatten drei einen FTTH-Vorleistungsvertrag mit der Telekom. In Wiesbaden 2 wurde die freiwillige Migration (Softmigration) auf einen vorhandenen FTTH-Anschluss getestet.
In Bald Salzungen ging es um eine forcierte Migration, also die Reaktion der Kunden bei einer Kündigung ihrer Verträge. Im ausgewählten Pilotgebiet befand sich in 87 der 118 Gebäude die Glasfaser mindestens im Keller (FTTB). Alle vier im Gebiet aktiven Carrier verfügten über einen FTTH-Vorleistungsvertrag mit der Telekom.
Kein Interesse bei Endkunden
Das Pilotprojekt begann in den drei Gebieten mit der sogenannten „Kupfersperre“, d.h., weder die Telekom noch die Vorleistungsnachfrager konnten im Projektzeitraum Neukunden für DSL-Produkte akquirieren. Deshalb wurden die Kunden in Bad Salzungen zunächst per Anschreiben über die bevorstehende Abschaltung des Kupferanschlusses informiert. In Wiesbaden 1 und 2, wo keine Kündigungen seitens der Carrier vorgesehen waren, wurden in gemeinsamen Anschreiben, Postwurfsendungen und Marketingmaßnahmen über den FTTH-Ausbau informiert.
Viel genützt hat das aber nicht. Es sei laut Bericht „nur begrenzt gelungen“, das Bewusstsein der Endkunden für die Kupferabschaltung zu erhöhen. Da in Wiesbaden 1 noch die Nachverdichtung von Homes Passed auf Homes Connected ausstand, wechselten nur wenige Kunden. Einige wenige sind auch zum Kabelanschluss abgewandert. In Wiesbaden 2 stieg die Zahl der Glasfaserkunden von 18 auf 57. Aber: „Der Weg zu einer vollständigen Migration ist auch hier noch lang“, urteilt der Bericht. In Bad Salzungen reduzierte sich die Zahl der Kupferkunden auf etwa die Hälfte.
Immerhin: Es kam nur vereinzelt zu Beschwerden, etwa weil sich der Preis bei einem Wechsel von 16 auf 50 Mbit/s erhöhte. Aber nur wenige verweigerten deshalb laut Abschlussbericht den Wechsel, obwohl die Kunden in Bad Salzungen auf mindestens 50 Mbit/s wechseln mussten. Aber: Die hohe Preisspreizung zwischen niedrigen und hohen Bandbreiten erschwerte die Vermarktung von hochbitratigen Glasfaseranschlüssen. Die Nachfrage nach 500 Mbit/s oder mehr war sehr gering.
Schwerstarbeit im Vorfeld
Ohnehin lautet die erste Erkenntnis aus dem Pilotprojekt, dass ein Großteil der Arbeit vor dem ersten Kundenanschreiben erfolgt. Im Abschlussbericht werden ein bis zwei Jahre Vorlaufzeit angegeben, bevor in einem Gebiet die Abschaltung des Kupfernetzes angegangen werden kann.
Auf Vorleistungsebene hat sich gezeigt, dass die Erfassung der Ausgangsituation unerwartet viele Ressourcen bindet. Neben der Festlegung der Abschalteinheiten – ein MSAN/KVz-Bereich sollte die kleinste technische Abschalteeinheit sein – wurde erkannt, dass sich die Einheiten an Gebietskörperschaften orientieren. Das gilt allerdings nicht unbedingt für Kommunikationsmaßnahmen.
Es war zudem aufwendig, im Vorfeld sämtliche Vorleistungsnachfrager zu identifizieren, weil solche Nachfrager ihrerseits Vorleistungen an weitere Nachfrager vermarkten. Auch die müssen adressiert werden, um sicherzustellen, dass sie in den Migrationsprozess mit eingebunden werden. Verhandlungen mit den Kunden der Nachfrager sind für die Telekom allerdings nicht möglich, da es keine Geschäftsbeziehung gibt. Außerdem könnten weitere Nachfrager dazukommen, wenn Endkunden ihren Anbieter wechseln.
IT-Prozesse und Vertragslaufzeiten
Hinzu kommen Notwendigkeiten wie der Abgleich von Daten und die Entwicklung von IT-Prozessen, insbesondere einer integrierten Automatisierung der Abschaltung in solche Prozesse. Teilweise wurden in den Pilotgebieten einzelne Prozesse manuell abgewickelt, was im Fall einer Massenmigration kaum möglich ist. Gegebenenfalls müssen Übergangsprodukte entwickelt werden, wenn zum Beispiel ein FTTH-Produkt nicht sofort verfügbar ist, weil ein Endkunde den Anbieter wechselt oder umzieht.
Letztendlich muss auch geklärt werden, wer wem kündigt: die Telekom dem Vorleistungsnachfrager oder umgekehrt. Hierbei spielt auch die Mindestvertragslaufzeit eine Rolle. Im Fall der Vorleistungsnachfrager müsste das geprüft werden. Bei Endkundenverträgen sind die Mindestvertragslaufzeiten auf jeden Fall einzuhalten.
Schwierige Kundenkommunikation
Ist die Situation in der Vorleistungsebene geklärt, kommen die Herausforderungen in der Kundenkommunikation: Das fängt mit Schwierigkeiten bei der Identifizierung der Gebäudeeigentümer an, denn Netzbetreiber müssen die beim Erstausbau erhobenen Daten aufgrund von Datenschutzregeln nach einer gewissen Frist löschen.
Fehlende oder falsche Kontaktdaten sowie das Fehlen der Kundeneinwilligung zur Kontaktaufnahme erschweren es dem Netzbetreiber, Endkunden neue Angebote zu unterbreiten. Zwar können Endkunden im Fall der Vertragskündigung informiert werden, aber es ist rechtlich nicht zugelassen, ihnen in diesem Rahmen neue Angebote zu präsentieren.
Wenn der Zugang verweigert wird
Ist der Gebäudeeigentümer ermittelt, muss er der Telekom den Zugang zum Grundstück und Gebäude gewähren. Den haben Eigentümer in den Gebieten Wiesbaden 1 und 2 aber durchaus verweigert, weil sie keine Umbauten in den Häusern wünschten.
Eines der beiden Wohnungsunternehmen begründete die Verweigerung, weil es bereits mit einem anderen Betreiber vertragliche Regelungen zur Aufrüstung der Gebäudeinfrastruktur geschlossen hatte, obwohl der Ausbau erst in ein paar Jahren stattfinden wird. Dieses Szenario werde laut Abschlussbericht „mit großer Sicherheit mehrfach auftreten“.
Es verdeutlicht eine Problem: Bei einer Kupferabschaltung müssen die Carrier FTTH-Anschlüsse vermarkten, ohne zu wissen, wann diese Anschlüsse bereitgestellt werden. Die Carrier wollen natürlich vermeiden, dass sie einem Kunden keine DSL-Produkte mehr anbieten können, dieser aber noch Jahre auf den Glasfaseranschluss warten muss.
Hoppla, ein Telefonkunde!
Womit wohl auch niemand wirklich gerechnet hat: Kunden mit reinen Telefonanschlüssen spielten im Pilotprojekt durchaus eine relevante Rolle. Ihr Anteil machte je nach Pilotgebiet zwischen 2 und 11 Prozent aus. Hier liegt die Herausforderung nicht darin, diesen Kunden höhere Bandbreiten zu höheren Preisen schmackhaft zu machen, sondern diese überhaupt erst einmal von einem Festnetzzugang zum Internet zu überzeugen. Die Telekom bietet allerdings auch einen reinen Telefonanschluss im Glasfasernetz an.
Migrations- und Durchführungskosten
Im Pilotprojekt wurden auch die variablen Migrationskosten wie Kündigungsentgelte, Bereitstellungsentgelte oder zusätzliche Vorleistungsentgelte erhoben. Für ein mit FTTB erschlossenes Einfamilienhaus taxiert der Bericht 200 Euro und für ein Mehrfamilienhaus 60 Euro pro Anschluss. Teuer wird es, wenn das Gebäude noch mit Glasfaser erschlossen werden muss. Dann liegen die Migrationskosten bei einem Einfamilienhaus bei 500 Euro und bei einem Mehrfamilienhaus bei 330 Euro pro Anschluss. Diese Angaben sind aber mit Vorsicht zu genießen, da sie laut Bericht nicht in einheitlichen Abgrenzungen und Einheiten erfolgten. Auch habe nicht jeder Projektteilnehmer zu allen Kostenkategorien Angaben gemacht.
Gleiches gilt auch für die Durchführungskosten, die sich lediglich auf die Pilotdurchführung und deren spezifischer Struktur beziehen. Letztendlich ermittelte das Wissenschaftliches Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste (WIK), das im Auftrag der BNetzA den Abschlussbericht erstellte, Projektdurchführungskosten in einer Höhe zwischen 500.000 und 750.000 Euro.
Homes connected als Voraussetzung
Aus den Ergebnissen des Pilotprojekts kommt das WIK zu der Erkenntnis, dass sich die Komplexität der Kupfer-Glas-Migration reduzieren lässt, wenn vor der Abschaltung eine hohe Quote an freiwilliger Migration erreicht wird. „Dies könnte nach Einschätzung des WIK auch als Voraussetzung für eine Kupferabschaltung formuliert werden“, schreiben die Autoren des Berichts.
Darüber hinaus ist eine hohe Zahl an Homes connected die Voraussetzung, um hohe Take-up-Raten zu erreichen. Netzbetreiber tendieren aber dazu, erst auszubauen, wenn ein Kundenvertrag vorliegt. Das führt jedoch eher zu einer hohen Zahl an Homes passed, ergo zu einem geringeren Anteil an Homes connected und niedrigeren Take-up-Raten – ganz abgesehen davon, dass bei einem sequenziellen Ausbau die Investitionen über alle Wohneinheiten eines Gebäudes steigen.
Änderung gesetzlicher Vorgaben
Um eine hohe Anzahl an Homes Connected zu erreichen, halten die Autoren des Abschlussberichts Gesetzesänderungen für sinnvoll, um dem Netzbetreiber den Ausbau der Gebäudeinfrastruktur und den Hausstich einfacher zu ermöglichen. Da sich im Pilotprojekt ein Wohnungsunternehmen dem Ausbau verweigerte, halten es die WIK-Autoren für unwahrscheinlich, dass bei bestehender Gesetzeslage ein Vollausbau realisiert werden kann.
Darüber hinaus könnte im Telekommunikationsgesetz (TKG) eine qualifizierte Duldungspflicht in den §§134 und 145 TKG umgesetzt werden. Damit ließe sich sicherstellen, dass der Ausbau des Anschlussnetzes mit dem von Wohnungsanschlüssen koordiniert werden kann. Nach Einschätzung des WIK sollte damit eine Regelung einhergehen, der zufolge ein komplettes Gebäude angeschlossen werden sollte, wenn nur ein einziger Bewohner einen Glasfaservertrag abschließt.
Eine weitere Änderung im TKG könnte die Datenverwendung betreffen. Netzbetreiber können die Kommunen bei der Kupfer-Glas-Migration mit einbeziehen, denn in deren Liegenschaftskatastern befinden sich die Eigentümerdaten, die jedoch nur gegen Gebühr abgerufen werden können. Die Berichtsautoren plädieren für eine wettbewerbsneutrale Umsetzung des Datenabrufs zwischen Vorleistungsnehmern und gegenüber den Netzbetreibern.
Nicht repräsentativ, kein Präzedenzcharakter
Am Ende muss festgehalten werden, dass die Schlussfolgerungen aus dem Bericht nicht repräsentativ sind und die Pilotprojekte keinen Präzedenzcharakter haben. Im nächsten Schritt will die BNetzA gemeinsam mit dem Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) ein Konzept für die Kupfer-Glas-Migration erarbeiten. Hierzu wird die BNetzA auch eine Marktkonsultation durchführen.
Der eine oder andere mag sich fragen, warum über die Abschaltung von Kupfernetzen diskutiert wird, wenn der Großteil der deutschen Haushalte noch nicht einmal einen Glasfaseranschluss in der Wohnung hat oder die Glasfaser am Gebäude anliegt. Allerdings offenbart der Bericht auch eine enorme Komplexität des Themas, vor allem in der Vorbereitung einer Abschaltung. Die beginnt keineswegs mit dem Satz „Lieber Kunde, wir schalten das Kupfernetz ab“. Daher ist es sinnvoll, jetzt die Voraussetzungen für die Migration von Kupfer- zu Glasfasernetzen zu schaffen.
Sinneswandel in Niederkassel – warum die Telekom im BUGLAS ist
Marc Hankmann
„Wir haben unser Mindset geändert“, sagte Srini Gopalan auf der Jahrestagung des Bundesverbands Glasfaseranschluss (BUGLAS) Anfang Dezember 2024 in Niederkassel südlich von Köln (oder nördlich von Bonn). Der Telekom-Deutschland-Chef verdeutlichte zusammen mit seinem Verantwortlichen für Breitbandkooperationen, Thilo Höllen, was das bedeutet und warum die Telekom nun BUGLAS-Mitglied ist.
Freundliche Hand oder feindliche Übernahme?
Durch den Beitritt ist eines klar: Die Telekom muss Farbe bekennen. Ist die Mitgliedschaft so etwas wie eine feindliche Übernahme oder tatsächlich Ausdruck des Willens, auf Augenhöhe miteinander zu arbeiten? „Wir waren früher kein Unternehmen, mit dem es leicht war zu kooperieren“, sagte Gopalan auf der BUGLAS-Jahrestagung.
Dem dürften wohl viele der anwesenden Mitglieder insgeheim zugestimmt haben. Schließlich wandte sich ihr Verband Anfang 2023 mit einem Brandbrief an Digitalminister Volker Wissing, wie heise.de berichtete. Danach sei die Hälfte der Glasfaser ausbauenden Verbandsmitglieder davon bedroht, von der Telekom überbaut zu werden. In Niederkassel verdeutlichte Gopalan, dass diese Zeiten wohl vorbei sind.
Chance auf Skalierung
Laut Thilo Höllen sei man zum einen dem BUGLAS beigetreten, weil man bereits mit vielen Verbandsmitgliedern Kooperationen unterhält. Von den zehn Millionen Haushalten, die die Bonner nach eigenen Angaben derzeit mit Glasfaser versorgen, seien rund ein Drittel über Kooperationen entstanden.
Zum anderen wolle man nun auch kleineren Unternehmen die Chance auf Skalierung bieten. Höllen verwies auf die Wholesale-Kunden der Telekom wie 1&1, Vodafone oder Telefónica, die man mit in Kooperationen einbringe. Höllen möchte „die Motorhaube öffnen“ und für Kooperationen einen Blick darunter gewähren. „Wir möchten auf Augenhöhe in den Arbeitskreisen mitarbeiten“, erklärte der Telekom-Verantwortliche für Breitbandkooperationen in Niederkassel.
Welcher Drucker druckt am meisten?
Ein für Höllens Chef Gopalan wichtiges Thema dabei sind die Genehmigungsverfahren. „Wir brauchen mindestens sechs Genehmigungen, um Glasfaser in einer Straße zu verlegen“, erklärte Gopalan. Die Verfahren seien nicht digital. Bei der Telekom gäbe es laut Gopalan einen internen Wettbewerb, welcher Drucker wohl am meisten zu tun bekommt.
Die größte Herausforderung ist für ihn die Eigentümererlaubnis, speziell wenn es um Wohnungseigentümergemeinschaften (WEG) geht, die für solche Dinge nur einmal im Jahr zusammenkommen. Es brauche mitunter fünf bis sechs Jahre, monierte Gopalan, bis die Erlaubnis einer WEG zur Verlegung eines Glasfaseranschlusses vorliege. „Wir müssen gemeinsam als Branche Lösungen finden“, appellierte der Telekom-Deutschland-Chef an die BUGLAS-Mitglieder.
„Für die Digitalisierung Deutschlands nicht hilfreich“
Gleichzeitig sagte er allerdings auch klar und deutlich, was er für Zeitverschwendung hält: die Diskussionen einerseits um den strategischen Glasfaserüberbau und andererseits über die Kupfer-Glas-Migration. Beides ergebe aus Gopalans Sicht keinen Sinn, weil 60 Prozent der deutschen Haushalte noch keinen Glasfaseranschluss hätten.
„Businessmodelle mit 60 Prozent Netzauslastung und 60 Euro ARPU sind für die Digitalisierung Deutschlands nicht hilfreich“, wetterte Gopalan gegen investorenfinanzierte Netzbetreiber. Auf der BUGLAS-Jahrestagung forderte er eine Abkehr von diesen Diskussionen und eine Stärkung der Kooperationen.
Kupfer-Glas-Migration
Ob sich der BUGLAS auch von seiner Meinung etwa zur Kupfer-Glas-Migration verabschieden muss, wird sich zeigen. Es ist kaum vorstellbar, dass die Telekom als BUGLAS-Mitglied folgende Sätze abnickt, die sich in der Stellungnahme des Verbands zum Weißbuch der EU-Kommission über die Bedarfsdeckung der digitalen Infrastruktur in Europa finden: „Der BUGLAS begrüßt und unterstützt das politische Ziel der Abschaltung der Kupferkabelnetze bis 2030 […] Zwangsabschaltungen von Kupferkabelnetzen sollten eine ultima ratio sein.“
Damit bezieht sich der BUGLAS auf die Pläne der EU-Kommission, kupferbasierte Netze bis 2030 abschalten zu wollen (Punkt 3.2.6. Copper switch-off in der englischen Version des Weißbuchs, übersetzt mit Abschaltung der Kupferkabelnetze), womit vornehmlich (V)DSL gemeint ist – obwohl Gopalan in Niederkassel die Frage stellte, ob nicht auch die Kabelnetze mit abgeschaltet werden müssten.
Neue Kooperationen angekündigt
Nun müssen den Worten Taten folgen. Höllen kündigte für Anfang 2025 „vier bis fünf weitere Kooperationen“ an. Wenn die Telekom mit ihrem neuen Mindset ernst macht, dürfte die Hälfte der BUGLAS-Netzbetreiber, die vom strategischen Überbau bedroht waren, aufatmen.
Auf die Frage, ob seine frühere Aussage, die Telekom wolle auch in Zukunft 70 Prozent der Infrastruktur in den eigenen Händen halten, wich Gopalan aus. Für seine Antwort griff er mit leicht genervter Mine zum Mikrofon und wich der Frage aus. Die Telekom schaut lieber in die Zukunft.
Zerstört ein Gesetz eine über vierzig Jahre alte Branche? Die Folgen der Sammelinkasso-Abschaffung für Kabelnetzbetreiber und TV-Sender
Michael Kayser
1982 hat das damalige Bundespostministerium unter Leitung von Christian Schwarz-Schilling die erste Ausschreibung für technische Geräte zum Bau von Kabelnetzen gestartet. Damit war der Grundstein für Netze zur Radio- und TV-Verbreitung gelegt, die dann bald auch von privaten Unternehmen betrieben wurden. Nun ist seit Jahresmitte 2024 die Kabelbranche in Gefahr, nicht mehr wirtschaftlich arbeiten zu können. Der Versuch einer neutralen Betrachtung.
Aus Sammel- wird Einzelinkasso
Schlagzeilen über den Verlust von vier Millionen Kabelhaushalten bei Vodafone und 1,1 Millionen Haushalten bei Tele Columbus beherrschten in den letzten Wochen die Medien. Diese Verluste resultieren aus der gesetzlichen Änderung des sogenannten Sammelinkassos, das bisher von Wohnungseigentumsgesellschaften für das Kabelfernsehen durchgeführt werden konnte. Nach den neuen Vorgaben muss der Mieter einer Wohnung seit dem 1. Juli 2024 eine eigene Vertragsbeziehung zu einem (Kabel)-TV-Anbieter eingehen.
Ungefähr 16 Millionen Haushalte wurden von ihren Vermietern aufgefordert, eine individuelle Geschäftsbeziehung zu einem Kabel-TV-Anbieter zu etablieren. Wie die oben genannten Zahlen zeigen, haben dies jedoch nicht alle Mieter getan.
Technische Herausforderungen der Signalabschaltung
Betrachtet man die technische Seite des Kabelfernsehens, wird deutlich, dass die Signalabschaltung für die Anbieter nicht trivial ist. Grund dafür ist die sogenannte Hausverkabelung, in der das TV-Signal innerhalb des Gebäudes entweder im Stern- oder Baumverfahren verteilt wird.
Im Baumverfahren wird das Signal ab dem Übergabepunkt von Wohnung zu Wohnung geleitet. Möchte beispielsweise ein Mieter im dritten Stock keinen Vertrag mehr abschließen, ist es für den Kabelnetzbetreiber schwierig, nur diesen einen Haushalt abzuschalten, ohne alle anderen ebenfalls zu trennen. Eine Abschaltung einzelner Anschlüsse ist technisch kompliziert und mit hohen Kosten verbunden.
Einfacher wäre die Abschaltung im Sternsystem, bei dem jeder Anschluss einzeln am Übergabepunkt hängt. Allerdings befindet sich dieser Punkt im Haus des Vermieters und gehört nicht dem Kabelnetzbetreiber. Zudem müsste der Betreiber vom Vermieter eine Erlaubnis einholen, um im Haus tätig zu werden. Auch im Sternsystem entstehen jedoch Kosten von mehr als 70 Euro pro Abschaltung.
Folgen für TV-Sender und alternative Anbieter
Angesichts der großen Zahl nicht zahlender, aber weiterhin angeschlossener Haushalte stehen Vodafone und Tele Columbus und auch kleinere Kabelnetzbetreiber vor einer scheinbar unlösbaren Aufgabe. Man könnte daher den Eindruck gewinnen, für die Kabelnetzbetreiber sei es kostengünstiger, die nicht zahlenden Haushalte weiterhin mit ihrem Signal zu beliefern, als die aufwendigen Abschaltungen durchzuführen.
Daraus ergibt sich, dass die Millionen von Haushalten, die offiziell als „Schwarzseher“ gelten, weiterhin ohne Zahlung Zugang zu den TV-Signalen aus der Kabelanschlussdose haben. Für die TV-Sender bedeutet dies, dass ihre tatsächliche Zuschauerreichweite nicht in dem Maße eingeschränkt ist, wie es die Zahlen vermuten lassen.
Ein Beleg für diese These sind die Aussagen alternativer Anbieter wie MagentaTV von der Deutschen Telekom, waipu.tv und Zattoo, die den erhofften Kundenzuwachs nicht verzeichnen konnten. Schließlich bleibt selbst bei Preissenkungen der „kostenlose“ Empfang über einen nicht abgeschalteten Kabelanschluss günstiger. Die Sender sollten daher die Zahlen der offiziell abgemeldeten Haushalte nicht als Rückgang ihrer Zuschauerschaft deuten, sondern davon ausgehen, dass ihre Programme weiterhin eine große Reichweite haben.
Rechtliche Grauzone der Schwarzseher
Die nicht zahlenden Kabel-TV-Nutzer empfangen die Signale, ohne eine Willenserklärung abgegeben zu haben. Dieses Verhalten ist weniger das Ergebnis bewusster Schwarzseherei, als vielmehr eine Konsequenz der neuen gesetzlichen Regelungen, mit denen die Umlagefähigkeit der Betriebskosten für ein Kabelnetz auf die Mietnebenkosten und damit das Sammelinkasso abgeschafft wurden.
In einen Bereich bleibt jedoch alles beim Alten: Die TV-Sender verlieren keine signifikante Zuschauerreichweite, da die technischen und rechtlichen Hürden für eine flächendeckende Signalabschaltung zu hoch sind. Die Kabelnetzbetreiber hingegen müssen deutliche Einnahmeverluste hinnehmen, während die tatsächliche Nutzung ihrer Infrastruktur unverändert bleibt. So gibt es keinen Sieger, sondern nur die Angst vor der Zerstörung einer mittelständisch geprägten Branche durch ein in seinen Auswirkungen nicht durchdachtes Gesetz!
Adiuva Capital übernimmt LABcom-Beteiligung an Lausitzer Mediengruppe
Dr. Jörn Krieger
Die LABcom GmbH hat ihre 50-Prozent-Beteiligung an der Lausitzer Mediengruppe an eine Beteiligungsgesellschaft von Adiuva Capital verkauft. Die N-com GmbH bringt gleichzeitig ihre 50-Prozent-Beteiligung an der Lausitzer Mediengruppe ein, verbunden mit einer Rückbeteiligung an der Adiuva-Beteiligungsgesellschaft. Die Frankfurter Wirtschaftskanzlei Schalast beriet LABcom und N-com bei den Transaktionen.
„Der deutsche Glasfaser- und Breitbandkabelmarkt ist wieder gekennzeichnet von einer Konsolidierungsbewegung und zahlreichen neuen Markteintritten. Wir freuen uns mit unserer langjährigen Telekommunikations- und Infrastruktur Expertise dabei als Berater eine aktive Rolle spielen zu können", sagte Professor Dr. Christoph Schalast, der das Schalast-Team geleitet hat.
Glasfaser-, HFC- und Funknetzbetreiber
Die Lausitzer Mediengruppe ist ein Kabelnetzanbieter in Ostdeutschland und wurde 1990 von Bernd Nitzschner als Familienunternehmen gegründet. Die damaligen Geschäftsfelder: Bau und Betrieb von Kabelnetzen, Elektroinstallation, Tiefbau und Lokalfernsehen. 1996 trat Heinz-Peter Labonte mit seiner Kabelbeteiligungsgesellschaft LABcom als Investor für den Kabelnetzausbau in Ostdeutschland in die Lausitzer Mediengruppe als Gesellschafter ein.
Heute beschäftigt die Lausitzer Mediengruppe in ihrem Unternehmen mehr als 70 Mitarbeiter. Diese planen, errichten und betreiben eigene und fremde Glasfaser-, Hybrid-Coax-Netze (HFC) und Breitbandfunknetze bzw. bieten Services dafür an. Die Anzahl der eigenen und für Geschäftspartner betreuten Endkunden liegt jenseits der 600.000.
Generationenwechsel
Die Akquisition durch Adiuva erfolgte mittels einer Beteiligungsgesellschaft, welche nunmehr unter der Firma Lausitzer Mediengruppe GmbH als Holdinggesellschaft der Lausitzer Mediengruppe fungiert. An dieser Holdinggesellschaft hat sich N-com rückbeteiligt. Dabei wurde innerhalb des Familienunternehmens auch der Generationenwechsel eingeleitet, bei der Bernd Nitzschner der Lausitzer Mediengruppe weiterhin als Senior Berater und Beirat zur Verfügung steht, während mit Marco Nitzschner und Daniel Niebuhr die nächste Generation die Geschäftsführung in der Holding- sowie den Gruppengesellschaften der Lausitzer Mediengruppe übernommen hat.
Für Adiuva bietet sich mit der Beteiligung an der Lausitzer Mediengruppe die Chance, sich mit einem gut aufgestellten Familienunternehmen und hervorragendem Team in Ostdeutschland in dem Wachstumsmarkt der Glasfaserversorgung zu etablieren. Wie auch bei Adiuvas vier vorherigen Beteiligungen an Telekommunikationsunternehmen möchte man Marktchancen durch flexible Wachstumsstrategien verfolgen, sei es organischer Ausbau, Buy-&-Build, oder Open Access.
Über den Kaufpreis und die Investitionssummen haben die Parteien Stillschweigen vereinbart.
Medien im Visier – der Podcast von MediaLABcom
Danilo Höpfner
58 Cent: Zankapfel Rundfunkbeitrag
In diesem Jahr haben uns bei MediaLABcom drei große Medienthemen immer wieder beschäftigt: die Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, der stockende Glasfaserausbau und das Ende des Sammelinkassos. Heute blicken wir auf diese Themen zurück und sprechen mit Marc Hankmann und Jörn Krieger, Redakteure des Fachdienstes MediaLABcom darüber, was geschehen ist, und wie es damit weitergeht.
Hören Sie sich die neue Podcast-Folge von „Medien im Visier“ auf allen gängigen Plattformen an.
Kurzmeldungen
Dr. Jörn Krieger
TV-Absatz bleibt stabil in Deutschland
Der Absatz von Fernsehern ist in Deutschland in den ersten drei Quartalen 2024 mit 2,94 Millionen verkauften Geräten gegenüber dem Vorjahreszeitraum (2,92 Millionen) nahezu gleichgeblieben. Nach einem schwachen ersten und einem guten zweiten Quartal, das durch die Fußball-EM und die Olympischen Spiele beflügelt wurde, lag der Absatz im dritten Quartal 2024 auf dem Niveau des Vorjahreszeitraums.
Das teilten der ZVEI und die Deutsche TV-Plattform in Kooperation mit der GfK in ihrem CE-Branchenkompass Q3/2024 mit. Dadurch blieb der Umsatz im Bereich Video in den ersten neun Monaten 2024 insgesamt mit rund 2,1 Milliarden Euro stabil.
Auch in punkto Ausstattungsmerkmale gibt es kaum Veränderungen: Wie im Vorjahr waren 85 Prozent der verkauften TV-Geräte LCD-Fernseher, die übrigen 15 Prozent entfielen auf die OLED-Technologie. Mehr als drei Viertel (78 Prozent) der verkauften Bildschirme waren UHD-TVs, 27 Prozent davon haben alle gängigen HDR-Verfahren integriert – gegenüber den ersten drei Quartalen 2023 ein Plus von zwei Prozentpunkten.
Ebenfalls einen leichten Zuwachs verzeichneten große Displays. Der Trend zu größeren Bildschirmdiagonalen setzt sich fort: 24 Prozent der verkauften TVs waren 55 Zöller, weitere 17 Prozent weisen eine Bildschirmdiagonale von 65 Zoll (165 cm) auf.
Auffällig: TV-Geräte werden immer häufiger für das Abspielen von Online-Audioformaten benutzt. So zeigen die Audio Trends 2024 der Landesmedienanstalten, dass Smart-TVs inzwischen das nach Smartphones am zweithäufigsten genutzte Gerät für die Wiedergabe von Webradio und Online-Audio-Angeboten sind.
Die Audio Trends offenbaren auch eine steigende Nutzung von DAB+ in Deutschland: 35 Prozent der Haushalte haben inzwischen Zugang zu DAB+, rund 20,5 Millionen Menschen hören darüber Radio. Gleichzeitig steigen die Anteile von DAB+ Radios auch beim Absatz an: Von den in den ersten drei Quartalen 2024 verkauften Radiogeräten verfügen 51 Prozent über DAB+, das sind fünf Prozentpunkte mehr als im Vorjahreszeitaum.
Im Audiosegment sind vor allem Kopfhörer bei Konsumenten beliebt. Seit Jahren führen sie die Absatz-Hitliste an. Durchschnittlich wurden in den letzten fünf Jahren jeweils rund 17,3 Millionen Kopfhörer verkauft, sowohl In-Ear- als auch Over-Ear-Geräte in nahezu allen Facetten. Entsprechend lag in den ersten drei Quartalen 2024 der Anteil von Kopfhörern am Absatz von Audiogeräten bei knapp zwei Drittel (63 Prozent).
Alles in allem ist der Audiomarkt aber rückläufig. Insgesamt ging der Umsatz des im CE-Branchenkompass betrachteten Markts im Zeitraum Januar bis September 2024 auf rund 3,9 Milliarden Euro zurück (2023: 4,1 Milliarden Euro).
WISI Communications: Insolvenzverfahren aufgehoben
Das Amtsgericht Pforzheim hat am 27. November 2024 die Aufhebung des Insolvenzverfahrens über die WISI Communications GmbH & Co. KG beschlossen. Der Beschluss trat nach der rechtskräftigen Bestätigung des Insolvenzplans am 30. November 2024 in Kraft. Damit schließt das Unternehmen ein umfassendes Sanierungsverfahren erfolgreich ab.
Das Verfahren wurde eingeleitet, um eine nachhaltige Restrukturierung des Unternehmens zu ermöglichen. Wie das Unternehmen in einer Mitteilung betonte, war der Erfolg dieses Prozesses maßgeblich auf die enge Zusammenarbeit mit der Luther Rechtsanwaltsgesellschaft sowie den Einsatz der Belegschaft zurückzuführen. Die Restrukturierung soll die Basis für einen Neustart schaffen und die Position von WISI als einem führenden Anbieter von Kommunikationslösungen stärken.
In der Mitteilung dankte WISI den Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten für ihre Unterstützung während des Restrukturierungsprozesses. Diese Loyalität habe es ermöglicht, die Geschäftstätigkeiten zu stabilisieren und neu auszurichten. WISI sieht sich gut aufgestellt, um künftig mit einer Reihe innovativer Produkte seine Marktposition weiter auszubauen.
Das baden-württembergische Unternehmen, das weltweit 395 Mitarbeiter beschäftigt – davon 185 in Deutschland – blickt auf eine fast 100-jährige Geschichte als Pionier der Hochfrequenz- und Breitbandtechnologie zurück. Mit seiner Expertise in intelligenten und skalierbaren Breitbandlösungen will WISI auch in Zukunft Impulse in der Kommunikationsbranche setzen.
Vodafone holt Paramount+ zu GigaTV
Vodafone erweitert seine TV-Platform GigaTV um Paramount+. Der Streamingdienst ist ab sofort automatisch als App auf der neuen „GigaTV Home“-Box installiert. Auch Kunden, die noch die ältere „GigaTV Cable Box 2“ für den Fernsehempfang nutzen, erhalten per App Zugriff auf Paramount+.
„Mit Paramount+ erhalten unsere Kunden Zugang zu einem weiteren populären Streaming-Angebot mit einer vielfältigen Auswahl an erstklassigen Hollywood-Filmen und Hit-Serien. Ich freue mich besonders darüber, dass wir den Zugang zu Paramount+ auch auf der älteren GigaTV-Generation unseren Bestandskunden ermöglichen“, sagte Maren Pommnitz, Bereichsleiterin Breitband und Entertainment bei Vodafone Deutschland.
Sabine Anger, SVP Streaming in Nord- und Zentraleuropa bei Paramount, erklärte: „Mit der Erweiterung unserer Partnerschaft mit Vodafone sind die Film- und Serienhighlights von Paramount+ auf GigaTV nur noch einen Klick entfernt. Wir freuen uns, dass wir für unsere bestehenden und neuen Kundinnen und Kunden somit auf noch mehr Plattformen präsent sind.“
Paramount+ kann für 7,99 Euro im Monat direkt beim Anbieter abonniert werden und lässt sich monatlich kündigen.
DNMG bringt K-TV ins Kabelnetz
Der katholische Fernsehsender K-TV baut seine Reichweite in Zusammenarbeit mit der Deutschen Netzmarketing (DNMG) aus. Mit einer langfristigen Vereinbarung sichert sich K-TV Zugang zu den Netzen der über 200 an die DNMG angeschlossenen Kabelnetzbetreiber in ganz Deutschland. Das Programm kann damit künftig in Millionen von Haushalten in HD-Bildqualität empfangen werden.
„Diese Kooperation ist am Ende unseres 25-jährigen Jubiläumsjahres ein weiterer wichtiger Meilenstein, um unser Ziel der Verbreitung des Evangeliums in alle TV-Haushalte Deutschlands zu erreichen. Dank der Zusammenarbeit mit der DNMG erreichen wir nun über 200 Netzbetreiber zentralisiert und profitieren von enorm vereinfachten Abläufen durch die Rolle der DNMG als Vertrags- und Kommunikations-Schnittstelle“, sagte K-TV-Geschäftsführer Johannes Hattler.
Damian Lohmann, Senior Manager Partner Relations bei der DNMG, erklärte: „Wir freuen uns, mit K-TV einen Sender in den Netzen willkommen zu heißen, der gerade in so herausfordernden Zeiten wie diesen eine so bedeutende spirituelle und gesellschaftliche Botschaft vermittelt. Unsere Zusammenarbeit ermöglicht es, das katholische Fernsehangebot für Millionen Menschen greifbar und leicht zugänglich zu machen.“
ARD Plus und High View starten FAST Channel für Krimifans
ARD Plus und High View starten nach dem ARD Plus Lindenstraße Channel einen weiteren FAST Channel: ARD Plus Krimi zeigt Krimiserien aus dem ARD-Programm - von Komödien wie „Heiter bis tödlich“ bis zu Klassikern wie „Großstadtrevier“.
Das kostenfreie, werbefinanzierte 24-Stunden-Programm ist ab sofort auf der Streaming-Plattform Samsung TV Plus zu empfangen. Auch bei dieser Kooperation mit ARD Plus verantwortet High View die Konzeptionierung und den Vertrieb des Kanals, FUNKE Channels vermarktet die Werbeflächen.
„Der erfolgreiche Start des ARD Plus Lindenstraße Channels war erst der Anfang. Mit dem neuen FAST-Angebot ARD Plus Krimi setzen wir einen weiteren Meilenstein in unserer Kooperation und bieten über unseren Partner High View ausgewählte Highlights des deutschen Krimigenres als 24/7-Erlebnis“, sagte Michael Loeb, Geschäftsführer von ARD Plus.
ARD Plus betreibt das kommerzielle, kostenpflichtige Video-on-Demand-Streaming-Angebot der ARD mit Inhalten, die nicht mehr in der Mediathek verfügbar sind. Das Angebot umfasst Sendungen aus 70 Jahren ARD-Fernsehgeschichte von Krimis über Comedyserien und Telenovelas bis zum „Tatort“-Archiv.
ARD Plus ist ein Tochterunternehmen der WDR mediagroup, die wiederum eine kommerzielle Tochtergesellschaft des WDR ist.
DNMG holt Spiegel TV zu TIVEE
Die Deutsche Netzmarketing (DNMG) erweitert ihre FAST-Channel-Plattform für Kabelnetzbetreiber um Spiegel TV. Der Dokumentations- und Reportagekanal ist ab sofort Teil des Angebots. Der Dienstleister Funke Digital stellt Spiegel TV technisch bereit und vermarktet auch die Werbeflächen.
Die an die DNMG angeschlossenen Netzbetreiber speisen TIVEE auf einem eigenen Sendeplatz in ihr Kabelnetz ein. Die FAST Channel erreichen die Bildschirme via IP-Streaming, die Verbindung von TV und Internet erfolgt über den HbbTV-Standard.
SLM fördert Satellitenverbreitung der sächsischen Lokal-TV-Sender
Der Medienrat der Sächsischen Landesmedienanstalt (SLM) hat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen, das Förderprogramm für die Satellitenverbreitung sächsischer Lokal-TV-Veranstalter fortzuführen. Für die Jahre 2025 bis 2027 stehen Fördermittel in Höhe von insgesamt rund 2 Millionen Euro zur Verfügung, das entspricht bis zu rund 676.000 Euro pro Jahr.
Gefördert werden die Verbreitungskosten lokaler und regionaler Fernsehveranstalter für die Satellitenverbreitung sowohl für den Direktempfang bei den Zuschauern als auch zur Signalzuführung für Kabelanlagen. Damit ist es nach SLM-Angaben möglich, die stellenweise sehr aufwändige Zuführung in einigen ländlichen Räumen effektiver zu realisieren. Bereits für die Jahre 2022 bis 2024 fördert die SLM die Verbreitungskosten.
Seit dem 1. Februar 2022 ist das Astra-Satelliten-Gemeinschaftsprojekt sächsischer privater Fernsehveranstalter auf Sendung. Der Satellitenkanal SACHSENeins bietet ein 24-stündiges lokales und regionales Fernsehvollprogramm aus allen Kulturräumen Sachsens.
Entsprechend der Förderauflagen müssen die Programme lokale und regionale Beiträge, insbesondere zu den Bereichen Bildung, Heimatgeschichte, Kultur, Politik, Religion, Soziales, Sport, Tradition, Wirtschaft und Wissenschaft enthalten und relevante gesellschaftliche Gruppen angemessen zu Wort kommen lassen. Darüber hinaus sind quantitative Vorgaben zu einem tagesaktuellen Programm zu beachten.
Zattoo bietet ARD Plus Krimi und ARD Plus Lindenstraße
Zattoo hat zwei weitere FAST Channels in Deutschland in sein Angebot aufgenommen: ARD Plus Krimi und ARD Plus Lindenstraße. ARD Plus Lindenstraße ist zudem bei Zattoo in Österreich und der Schweiz verfügbar. Die beiden Neuzugänge sind in HD-Qualität zu sehen. Die Inhalte lassen sich jederzeit pausieren, von vorne starten und sieben Tage rückwirkend schauen.
„Wir freuen uns, unseren Zuschauerinnen und Zuschauern mit ARD Plus Lindenstraße DIE deutsche Kultserie schlechthin mit 1.759 Folgen aus 34 Jahren anzubieten. Dies und die hoch qualitativen Krimis der ARD bereichern unser Angebot mit inzwischen über 50 FAST-Sendern", sagte Constanze Gilles, Leiterin des Konsumentengeschäfts von Zattoo.
Hope TV baut Verbreitung aus
Der christliche Fernsehsender Hope TV ist ab sofort über die TV-Plattformen MagentaTV, GigaTV, Zattoo, waipu.tv und HD+ IP empfangbar. Damit erreicht das Programm rund 95 Prozent der deutschen Haushalte.
„Wir freuen uns sehr, Hope TV über diese modernen und stark wachsenden TV-Plattformen anbieten zu können“, sagte Klaus Popa, Vorstand von Hope Media Europe. „Unser Ziel ist es, dass noch mehr Menschen von den hoffnungsvollen und inspirierenden Inhalten unserer TV-Programme erreicht und berührt werden.“
Zusätzlich ist Hope TV über Satellit und Kabel in Deutschland sowie per Satellit in Österreich und der Schweiz empfangbar. In Österreich können nach Angaben des Senders rund 60 Prozent der Haushalte Hope TV empfangen, in der Schweiz sind es rund 50 Prozent. Ergänzend bietet der Sender ein umfassendes Streaming-Angebot über seine Mediathek auf www.hopetv.de sowie die Hope-TV-App, die jederzeit Zugriff auf zahlreiche Programme ermöglicht.
Arbeitsgruppen Media over IP und Smart Media unter neuer Leitung
Die Arbeitsgruppen Media over IP und Smart Media der Deutschen TV-Plattform stehen unter neuer Leitung. Im Zuge der Übernahme des Vorstandsvorsitzes von Andre Prahl gibt Nicole Agudo Berbel (Joyn/Seven.One Entertainment Group) die Leitung der AG Smart Media an Siegbert Meßmer (Seven.One Entertainment Group) ab. Er war bereits in den vergangenen drei Jahren an ihrer Seite als stellvertretender AG-Leiter tätig.
Die Leitung der AG Media over IP übernimmt Frank Heineberg (RTL Deutschland) von Niklas Brambring, der Zattoo verlässt. Heineberg war bereits als Co-Chair in der Task-Force DVB-I, der Task Force ADB2 sowie als Koordinator des DTVP-DTG-Plugfests eng in die Arbeit der Deutschen TV-Plattform eingebunden. Beide neuen AG-Leiter gehören satzungsgemäß auch dem Vorstand der Deutschen TV-Plattform an.
„Wir freuen uns sehr, dass mit Dr. Siegbert Meßmer und Frank Heineberg bei der Deutschen TV-Plattform bestens bewährte Kräfte die Leitungen der AG Smart Media und der AG Media over IP übernehmen. Beide sind ausgewiesene Experten und langjährige Kenner des Vereins, die unsere Kern-Themen aktiv gestalten und entsprechende Akzente setzen werden. Im Namen des Vorstands und der Mitglieder bedanke ich mich herzlich bei Nicole Agudo Berbel und Nick Brambring für das große Engagement und die hervorragende Leitung der Arbeitsgruppen in den letzten Jahren", sagte Carine Chardon, Geschäftsführerin der Deutschen TV-Plattform.
HbbTV Symposium 2024 bringt Innovation und Kooperation nach London
Die Entwicklungen, die das Fernsehen der Zukunft bestimmen werden, standen im Mittelpunkt des 12. HbbTV Symposium and Awards. Das jährliche Gipfeltreffen der Connected-TV-Branche, das von der HbbTV Association und dem britischen Plattformbetreiber Everyone TV am 14. und 15. November 2024 in London veranstaltet wurde, bot Sendern, Plattformbetreibern, TV-Geräteherstellern, Content-Anbietern, Werbetreibenden und Technik-Dienstleistern eine Plattform, um Innovationen und Kooperationen voranzutreiben.
Die Konferenz umfasste Keynotes, Präsentationen und Diskussionsrunden zu Themen wie der Integration von Rundfunk- und Streaming-Angeboten, Geschäftsmodellen mit Addressable Advertising, der Einführung des DVB-I-Standards, dem Einfluss von KI auf Geschäftsmodelle und der neuesten Version der HbbTV-Operator-Application-Spezifikation.
Ein Höhepunkt war die Präsentation von Freely, des neuen Streaming-Dienstes von Everyone TV, einem Joint Venture von BBC, ITV, Channel 4 und Channel 5. Die auf der HbbTV OpApp basierende Plattform zeigt, wie durch die Zusammenarbeit von Sendern eine Fragmentierung von Diensten vermieden werden kann.
Bei der 7. HbbTV-Awards-Verleihung am ersten Abend wurden herausragende Leistungen von HbbTV-Anbietern in sechs Kategorien ausgezeichnet. Am zweiten Tag fand die Unkonferenz statt, bei der die Delegierten selbst Themen und Diskussionen zu aktuellen Herausforderungen und Chancen vorschlagen und in Sitzungen besprechen konnten.
„Das Symposium hat die zentrale Rolle von HbbTV im europäischen TV-Ökosystem bestätigt. Britische Sender entwickeln ihre zukunftssicheren Distributionsstrategien auf Grundlage von HbbTV-Spezifikationen, während in Kontinentaleuropa Addressable Advertising mit HbbTV-TA große Fortschritte macht. Zudem belegen das wachsende Ökosystem von Technologieanbietern rund um HbbTV sowie das steigende Interesse aus dem Nahen Osten und Nordafrika die wachsende Bedeutung des offenen Standards“, sagte Vincent Grivet, Vorsitzender der HbbTV Association.
Mit mehr als 260 Teilnehmern aus Europa, Nordamerika, dem Nahen Osten und Asien war das HbbTV Symposium and Awards 2024 eines der bestbesuchten in der 13-jährigen Geschichte der Veranstaltung. Die Präsentationen, die Veranstaltungsbroschüre, eine Bildergalerie, Details zum Programm, zu den Referenten, Sponsoren, Medienpartnern und den Gewinnern der HbbTV Awards sind auf der Webseite des Symposiums zu finden.
Das 13. HbbTV-Symposium and Awards findet 2025 in Istanbul statt und wird gemeinsam mit TVekstra, einem türkischen Dienstleister für Addressable Advertising, veranstaltet.
ORF stellt SD-Verbreitung auf Astra ein
Der ORF beendet am 7. Januar 2025 die SD-Verbreitung seiner inländischen Fernsehprogramme über Astra (19,2° Ost). Die Sender sind dann nur noch in HD-Bildqualität über das Satellitensystem empfangbar.
Betroffen sind ORF 1, ORF 2 und ORF III. ORF SPORT+ sendet schon jetzt ausschließlich in HD-Auflösung. In Einblendungen macht der ORF in den SD-Varianten der Programme die Zuschauer bereits auf die kommende Abschaltung aufmerksam.
Seit 2008 verbreitet der ORF seine Fernsehprogramme parallel in SD und HD via Astra. Die Satellitensignale sind aus lizenzrechtlichen Gründen verschlüsselt; Smartcards erhalten ausschließlich Einwohner Österreichs.
Am 7. Januar 2025 stellt neben dem ORF auch die ARD die SD-Satellitenverbreitung ihrer Fernsehprogramme über Astra ein.
Ocilion holt ORF ON auf IPTV-Plattform
Der IPTV-Dienstleister Ocilion hat mit dem Österreichischen Rundfunk (ORF) eine langfristige Kooperation zur Verbreitung des Streaming-Dienstes ORF ON auf der IPTV-Plattform geschlossen. Durch diese Vereinbarung können zahlreiche weitere lokale und regionale Netzbetreiber in Österreich ihren Endkunden das Abrufen des umfangreichen ORF-Angebots auf ihren TV-Geräten als neuen Service ab sofort ermöglichen. Darüber hinaus stehen damit zahlreiche ORF-Streams auch weiteren Netzbetreibern in Deutschland, der Schweiz, Luxemburg und Liechtenstein zur Verfügung.
„Mit dieser neuen Kooperation setzt der ORF die Strategie fort, seine Streamingangebote via ORF ON nicht nur im Web, auf Smartphones und Tablets, sondern auch auf weiteren Plattformen und Endgeräten bereitzustellen. Mit Ocilion als Partner gelingt es uns dabei vor allem, Kunden von vielen lokalen und regionalen Netzbetreibern zu erreichen und ihnen somit zu ermöglichen, unsere Contents auch auf ihren Flatscreens zu nutzen“, sagte Harald Kräuter, ORF-Direktor für Technik und Digitalisierung.
Thomas Bichlmeir, Chief Product Officer bei Ocilion, erklärte: „Es ist ein sehr starkes Zeichen in Richtung unserer Kunden, dass wir für sie mit einem großen Partner wie ORF diese umfassende Vereinbarung erzielen konnten. Damit bringen wir diese hochqualitativen und vielfältigen Programminhalte auf Abruf per App langfristig auf unsere IPTV-Plattform. Diese Kooperation unterstreicht unsere Strategie, alle relevanten Inhalten für die Nutzer sowohl linear als auch non-linear anzubieten.“
Ocilion liefert Netzbetreibern im deutschsprachigen Raum ein White-Labeled-IPTV-Komplettsystem inklusive 4K-Set-Top-Boxen, Apps, integrierter Videothek und umfangreichen Senderrechten. Mittlerweile nutzen knapp 100 Provider die IPTV-Plattform von Ocilion für ihren eigenen TV-Dienst.
ORF startet News-App via HbbTV
Der ORF erneuert seine HbbTV-basierte Smart-TV-Oberfläche und startet eine eigene News-App, die das aktuelle Nachrichtengeschehen in einem neuen Erscheinungsbild auf den Fernsehbildschirm bringt. Das Angebot ist ab sofort über die rote Taste der Fernbedienung auf allen HbbTV-fähigen Fernsehgeräten in Österreich verfügbar.
„Bei allen Weiterentwicklungen der digitalen ORF-Angebote stellen wir die Interessen des Publikums in den Mittelpunkt: Derzeit sehen wir einen klaren Trend, On-Demand-Inhalte zunehmend auch am TV-Bildschirm abzurufen, was sich seit dem Start unserer neuen Streaming-Plattform ORF ON weiter verstärkt hat. Mit dem neugestalteten HbbTV-Portal und der neuen HbbTV-News App wollen wir allen Menschen in Österreich einen guten Überblick über das ORF-Fernsehprogramm, die Content-Highlights von ORF ON und das aktuelle Nachrichtengeschehen bieten, von Politik über Chronik bis zum Wetter", sagte Stefan Pollach, Leiter der Hauptabteilung Online und neue Medien des ORF.
Im Mittelpunkt des überarbeiteten HbbTV-Portals des ORF stehen Programmhighlights der Streaming-Plattform ORF ON sowie des aktuellen linearen TV-Programms des ORF. Mit der Fernbedienung lassen sich Zusatzinformationen zum jeweils ausgewählten TV-Format anzeigen und verpasste Sendungen mit nur einem Klick on-demand abrufen. HbbTV-Apps wie ORF ON, Wetter, Wetter-Cams, Ö1, Ö3, FM4 und Teletext sind weiterhin über die Startseite auswählbar.
Partner:
Fachverband Rundfunk- und BreitbandKommunikation
Herausgeber: Heinz-Peter Labonte (V.i.S.d.P.)
Redaktion: Marc Hankmann (Leitung),
Dr. Jörn Krieger
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